Überlegungen zum Verhältnis von Didaktik und Lernpsychologie

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Abstract

Das Thema „Didaktik“ des Lehrens und Lernens wirft Fragen wie diese auf: Wie verhalten sich Lernen und Entwicklung zueinander? Was bedeutet ein Lernsubjekt zu sein, wenn Lernen in und durch die Welt geschieht? Wie ver-halten sich Aspekte wie der Zweck, das Was und das Wie des Lernens zueinander, wenn das Individuum seine Lernhandlungen stets selbst zu vollzie-hen hat? Die Klammer, die diese Fragen verbindet, berücksichtigt man die Perspektive der Tätigkeitstheorie, verweist auf dieses Problem: Wie kann man Didaktik prozesshaft denken? Wie kann man didaktisch relevante Vor-gänge überhaupt im Status von Prozessen denken? Was macht eine Ver-mittlung der Lernentwicklung in ihrem Kern aus, wenn sie prozessual ge-dacht wird? Was bedeutet das Lehren des Lernens, wenn die darin handelnden Individuen dies als Persönlichkeiten tun, deren Handeln darauf abzielt, ihre Identität zu bewahren und ihre Persönlichkeit zu konstruieren? Ich beabsichtige, diese Fragen zu reflektieren, um die genannten Begriffe zu schärfen. Dies ist vor allem auf die Aufklärung der Beziehung zwischen Lehren und Lernen oder zwischen Didaktik und Lernpsychologie gerichtet.

General Information

Article type: scientific article

For citation: Liebrand M. Überlegungen zum Verhältnis von Didaktik und Lernpsychologie [Elektronnyi resurs]. Tätigkeitstheorie: E-Journal for Activity Theoretical Research in Germany, 2019. Vol. 15, no. 1, pp. 101–138.

A Part of Article

Das Thema der „Didaktik des Lehrens und Lernens“ verweist auf Fragen, die das Problem betreffen, Prinzipien für eine Rahmengebung der Lernentwicklung zu bestimmen. Diese ist – nach Leont’ev (1982/2012) – ein Geschehen mit zwei Seiten, die verschieden und doch im Prozess des Lernens nicht voneinander zu tren nen sind.

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Margarete Liebrand, Dr., Lerntherapeutin in eigener Praxis, Mitarbeiterin, Institut für Lehrerfort-bildung und Schulentwicklung, Hamburg, Germany

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